Hessenstiftung regt mit 5.000,- Euro lokale Kooperationen an
Jeder fünfte Jugendliche kann nicht richtig lesen und schreiben. 80 Prozent der Schüler mit Lese- und Rechtschreibeschwäche sind männlich. Es droht ein Schulende ohne Abschluss. Anderen fehlt schlicht Bewegung, weil für die Eltern der Sportverein zu teuer ist. Antriebslosigkeit und Gesundheitsprobleme können schulische Leistungen weiter schwächen. Besonders schlimm ist das für Jungen in sozialen Brennpunkten, denn bei ihnen kommen diese Probleme meist nicht allein, sondern im Doppelpack. Im Doppel packen die „hessenstiftung – familie hat zukunft“ und der FSV Frankfurt die Probleme an. Mit Fußballbegeisterung wollen sie die Herzen der Jugendlichen im Alter von zehn bis vierzehn Jahren fürs Lesen gewinnen. Für die vierte Runde von „kicken & lesen“ in Hessen wurden am Donnerstag die drei ausgewählten Projektstandorte bekannt gegeben:
- Landkreis Fulda
- Pohlheim
- Viernheim
Die Hessenstiftung fördert die jeweils zehntägigen Vorhaben mit insgesamt 5.000 Euro. Gesucht waren fantasievolle Ideen, um Jungs ohne feste Lesegewohnheit bessere Chancen im Bildungssystem zu eröffnen. Bei der Bekanntgabe der ausgewählten Standorte sagte der Vorstandsvorsitzende der Hessenstiftung, Staatssekretär Dr. Wolfgang Dippel aus dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration: „Bei der Auswahl wurde besonderes Augenmerk darauf gelegt, ob die Projektträger darlegen konnten, dass sie Jungen aus benachteiligten Familien oder Kindern aus Zuwandererfamilien bessere Chancen geben wollen.“ Die Projektideen aus Mittel-, Ost- und Südhessen zeigten, wie Jugendliche für das Spiel des Lebens trainieren könnten, in dem es um erfolgreiche Berufswahl und glückende Beziehung, somit um Lebensunterhalt und Familiengründung ginge. Jens-Uwe Münker, Geschäftsführer Organisation des FSV Frankfurt, unterstrich die zusätzlichen Anreize zur Bewerbung, die sein Verein setzte: „Alle Teilnehmer aus den drei lokalen Projekten laden wir zu einem attraktiven Zweitliga-Heimspiel des FSV Frankfurt ins Frankfurter Volksbank Stadion ein. Der FSV Frankfurt nimmt damit eine gesellschaftliche Verantwortung wahr für die, die sonst hinten anstehen müssen. Bildung und Sport können einen Doppelpass ins Leben der Jugendlichen spielen.“ Aus allen drei Standorten wird zudem jeweils ein Junge an der FFH-Fußballschule des FSV Frankfurt in der ersten Sommerferienwoche teilnehmen. Die Projekte kombinieren didaktisch-methodisch aufbereitete Fußball- und Leseeinheiten. Sie werden in unterschiedlichen Formaten und Kooperationen durchgeführt. Unter den Titel „kick it like Goethe“ kooperiert die Jugendförderung des Landkreises Fulda u.a. mit der SV Buchonia Flieden sowie dem Kompetenzzentrum für Sprache und Erziehung in Petersberg. Mit der MSG Pohlheim initiiert in Mittelhessen eine Unterabteilung des 1. FC 1950 Grüningen e.V. das Projekt und hat die Theo-Koch-Schule in Grünberg zur Mitarbeit gewonnen. In Viernheim arbeitet die Jugendförderung zusammen mit dem Verein Förderband Viernheim e.V., der TSV Amicitia Viernheim e.V. und der Schulbibliothek der Alexander-von-Humboldt Europaschule zusammen unter der Überschrift: „play’n read – the intelligent footballers“. Die Förderung der „hessenstiftung – familie hat zukunft“ für die Einzelprojekte ist so angelegt, dass sie weitere lokale Unterstützung stimulieren kann. Auf jeden eingeworbenen Euro legt die Stiftung einen weiteren bis zur Obergrenze von 1.000 Euro drauf. Die 2001 gegründete „hessenstiftung – familie hat zukunft“ will Kinder- und Jugendliche in ihren Basiskompetenzen gemäß dem Hessischen Erziehungs- und Bildungsplan fördern. Für die Lesekompetenz macht sie sich u.a. mit dem Projekt „Vorlesen in Familien“ der „Phantastischen Bibliothek“ stark. Für die Initiative „Mein Papa liest vor!“ hat sie gemeinsam mit der Stiftung Lesen ein Instrument entwickelt, das männliche Lesevorbilder bereits in der frühen Kindheit zu verankert. Zum vierten Mal unterstützt die Hessenstiftung in diesem Jahr die Durchführung von „kicken & lesen“ in Hessen, das eine Projektidee der Baden-Württemberg Stiftung nach Hessen transferiert.